„Ich werde oft kontaktiert, wenn verschiedene Mängel wie Beleuchtungsausfälle oder Fahrbahnschäden usw. festgestellt werden. Ich leite die Anliegen dann an die richtigen Stellen der Stadt weiter“, erzählt er. Seit 36 Jahren lebt der pensionierte Polizist und Ehrenkommandant der Feuerwehr Bregenz neben dem Martinsturm; im gleichen Gebäude, in dem sich das Vereinslokal der Arbeitsgemeinschaft Oberstadt befindet.
Miteinander
Entstanden ist die Arbeitsgemeinschaft Oberstadt im Jahr 1950. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs hatten in Bregenz ihre Spuren hinterlassen. Das Geld war knapp, der Zusammenhalt der Bevölkerung umso wichtiger. Das galt besonders für die Oberstädtler. Sie wussten: Der Martinsturm, wie auch die gesamte Altstadt, war und ist ein Anziehungspunkt für Gäste, Tourismus ein bedeutender Faktor. Das sollte wieder so werden. Viele packten mit an, nur mit gegenseitiger Nachbarschaftshilfe war dies möglich. Bereits nach wenigen Monaten sah die Altstadt deutlich besser aus. „Die Zeiten sind heute andere. Nachbarschaftshilfe ist aber immer noch das Fundament der Arbeitsgemeinschaft.“
„Die größte Freude“
Neben verschiedenen Arbeitseinsätzen in der gesamten Oberstadt – insbesondere auf dem Martinsplatz, dem Vorplatz des Martinsturms, mit Blumenpflege – sind es vor allem drei große Ereignisse, die der 76-Jährige jedes Jahr organisiert: Eines ist die „Gealtbittelwäsch“, mit dem der Bregenzer Fasching erst am Aschermittwoch endet. An Weihnachten gibt es in Kooperation mit der Stadtmusik Bregenz das Turmblasen. Und vor allem: der Kinderlaternenumzug am Martinstag mit dem Heiligen Martin hoch zu Pferd und dem Bettler. „Das ist für mich immer eine besondere Freude, dabei so viele teilnehmende Kinder zu sehen.“ Zudem wird jedes Jahr eine Laubabschlussaktion mit sämtlichen Kindern der Oberstadt organisiert. Übrigens: Nicht alle Neuzugänge in der Oberstadt sind automatisch Teil der Arbeitsgemeinschaft. Nur wer Lust und Laune hat, ist herzlichst eingeladen.
Multiplikator
An seinem „Revier“ schätzt Johnny Düringer die Kompaktheit und die persönliche Note. Man kennt sich. Wenn jemand stirbt, macht er im Stadttor einen Aushang und hisst die kleine schwarze Flagge. Informationen über die Geschichte des Martinsturms, des ganzen Viertels und seine eigene Begeisterung gibt er auch gerne an Tourist:innen weiter, die er vor der eigenen Haustür trifft. „Ich möchte nirgendwo anders wohnen“, sagt er.
Text: Thorsten Bayer