Wurzeln am Bodensee
Julia Pucher kam in Salzburg zur Welt – dort, wo „Stille Nacht“ seinen Ursprung hat. Schon als Kleinkind zog sie mit ihren Eltern nach Bregenz. Nach Station in Kennelbach und der Belruptstraße fand die Familie schließlich im Vorkloster ihren Lebensmittelpunkt. Nach zehn Jahren in Wien zog es die heute 39-Jährige wieder zurück an diesen Fleck – in die Mehrerau, nah am See. „Wenn Bregenz, dann nur hier“, sagt sie. Der Bodensee ist für sie ein unverzichtbarer Teil des Alltags.
Berufung Tätowierkunst
Julia ist Tätowiererin – „ich mache Menschen bunter“, sagt sie mit einem Lächeln. Für sie bedeutet Tätowieren jedoch mehr als Farbe unter die Haut zu bringen: Es ist ein sozialer Prozess, ein gemeinsames Projekt zwischen ihr und den Menschen, die sich tätowieren lassen. Neben ihrer künstlerischen Arbeit engagiert sie sich wissenschaftlich – als Mitarbeiterin am Institut für deutsche Tätowier-Geschichte und als Kandidatin für den Vorstand des Tätowierkunstvereins. Ihr Ziel: Aufklärung und Bewusstsein für eine Kunstform, die für sie Empowerment bedeutet und Stigmen aufbrechen soll.
Bregenz als Inspirationsquelle
Ihre kreative Energie findet Julia direkt vor der Haustür: im Blick auf den Bodensee, beim Beobachten der Wellen am Segelhafen oder mit ihrem ganz persönlichem Pausenmotto „an Schwumm tua“. Schon als Kind zog es sie zur alten Silberweide am Wocherhafen – ein Lieblingsplatz, der sie bis heute begleitet. Den See und den Pfänder nennt sie ihre größten Kraftquellen. Besonders nahe ist ihr ein Zitat von Franz Plunder: „Aber da war der See, der immer verlockende, wunderschöne Bodensee, den ich so notwendig als Hintergrund für meine Träume brauche.“
Wünsche an die Stadt
Von den Bregenzer:innen wünscht sich Julia mehr Mut, Neues auszuprobieren, neugierig zu bleiben und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. „Weg vom Bildschirm, selbst erleben“ – das ist ihr Credo. Ihr Anliegen: dass das Seeufer frei zugänglich bleibt und so naturbelassen wie möglich erhalten wird. Für die Kulturszene wünscht sie sich mehr Vielfalt und weniger Kommerz. Auch beim Thema Wohnen sieht sie politischen Handlungsbedarf.
Lebenshaltung und Projekte
Während der Corona-Zeit hat Julia Vorarlberg neu entdeckt – vom Snowboarden bis zu den schönsten Plätzen abseits der Online-Welt. Für die Zukunft verfolgt sie ein persönliches Projekt: Sie interessiert sich für Tattoo-Traditionen von Seeleuten und sucht nach Hinweisen, ob es solche auch am Bodensee gab. Julias Haltung fasst sie selbst in einem Satz zusammen: „Einen offenen Blick bewahren“.